22. Januar 2012
36. Bill-Davidson-Cup

Historischer Hintergrund

Nur einer kann Erster sein - andere müssen durch die Röhre schauen

Bill Davidson - ein Bogensportler der "British Rheinarmee Archery Association" - war von 1975 bis 1977 auch Mitglied im MTV Dannenberg. Nach manchem Turnier, das er mit uns besuchte, versuchte er anhand eines Tabellenbuches deutlich zu machen, dass er eigentlich Sieger sei, obwohl seine absoluten Ringzahlen dazu nicht ausreichten. Seine mühevollen Erläuterungen der britischen Handikap-Tabellen haben wir nie so exakt begreifen können, weil sein schottischer Slang nur wenig Ähnlichkeit mit dem hatte, von dem unsere Lehrer in der Schule immer behaupteten, es sei Englisch. Als uns Bill Davidson verließ, stiftete er uns eine Trophäe.

Seit 1977 wird jedes Jahr - eine Woche vor der Landesmeisterschaft Halle - ein vereinsinterner Wettbewerb durchgeführt, für den zur Erinnerung an Bill Davidson eine eigene Handikap-Regelung entwickelt wurde. Teilnehmen dürfen alle Vereinsmitglieder, die im Rahmen der Vereins- und Kreismeisterschaft jeweils zwei Durchgänge von 30 Pfeilen auf 18 Meter vorgelegt haben.

Einer angelsächsischen Leidenschaft folgend werden natürlich vor dem Turnier auch Wetten abgeschlossen. 

2012 wird die Trophäe abgelöst durch eine moderne Skulptur, die von Dietrich Fürstenhagen gestaltet und angefertigt wird. Das Original wird von Peter Marquard - Gewinner 2011 - noch einmal aufpoliert und wandert für manchen mit einer Träne im Knopfloch in die Vitrine im Dannenberger Schützenhaus. Platz für weitere Gravuren wäre auch noch gewesen. Doch mit dem Blick nach vorne gerichtet darf sich nun jeder auf viele weitere Handikap-Turniere um den neuen Bill-Davidson-Cup freuen.

Das Neue fördern und das Alte bewahren.

Mathematische Grundlage

Auf der Basis der Vereins- und Kreismeisterschaftsergebnisse wird für jeden Teilnehmer der persönlicher Mittelwert (PM) ermittelt. Aus den Mittelwerten aller Teilnehmer wird auch der Vereinsmittelwert (VM) errechnet. Hieran kann man schon mal ganz gut erkennen, wie gut oder schlecht der ganze Verein im Vergleich zu den Vorjahren geworden ist. Werden die persönlichen Mittelwerte in einer Vereinsrangliste sortiert, erkennt jeder Teilnehmer, an welcher Stelle er über oder unter dem Durchschnitt steht. Dabei bleiben die sonst üblichen Klasseneinteilungen nach Alter, Geschlecht und Ausrüstung unberücksichtigt. 

Ergebnisse aus 2007 (Beispiel)

Platz

Name V1 V2 K1 K2 Persönlicher
Mittelwert PM
1 Rosita Zuther 265 279 270 271 271,25
4 Jan Wegener 258 252 268 266 261,00
5 Peter Marquard 258 264 241 266 257,25
6 Dietrich Fürstenhagen 245 182 251 265 235,75
7 Helmut Ganswindt 225 249 216 238 232,00
8 Andreas Pohl 229 212 211 251 225,75
9 Heidi Ganswindt 229 245 221 174 217,25
11 Heinrich Stahlbock 210 201 209 210 207,50
12 Peter Wegener 213 177 190 196 194,00

Vereinsmittelwert VM

233,53
Bei diesem Turnier geht es darum, seinen persönlichen Mittelwert so weit wie möglich zu übertreffen. Da sich nun aber Teilnehmer an der Spitze der Rangliste weniger bis zur maximal möglichen Ringzahl steigern können als Teilnehmer mit niedrigerem Mittelwert, darf die Steigerung nicht absolut gewertet werden. Die Auswertung soll ja bewirken, dass alle Teilnehmer gleichwertige Chancen auf den Sieg haben. Und da wird es mathematisch. Zunächst werden die Nichtteilnehmer aus der Rangliste gestrichen und der Vereinsdurchschnitt neu ermittelt Die Zusammenhänge werden im Wertungsdiagramm für Peter und Rosita grafisch dargestellt.
In Querrichtung (Abszisse oder x-Achse) ist das Turnierergebnis BDT von 0 bis 300 aufgetragen, nach oben (Ordinate oder y-Achse) die Wertung W von 0 bis 300. Auf der Höhe des Vereinsmittelwertes VM = 233,53 sind als Beispiel die persönlichen Mittelwerte von Peter W. und Rosita als Schnittpunkte zweier Geraden eingezeichnet, d.h. wenn beide bei diesem Turnier ihren persönlichen Mittelwert erreichen, erhalten sie als Wertung den Vereinsmittelwert von 233.53 Punkte. Das gilt auch für alle übrigen Teilnehmer , deren Geraden zwischen diesen beiden liegen, aber hier nicht eingezeichnet sind.
Ist das Ergebnis im Turnier schlechter als der persönliche Mittelwert, dann errechnet sich die Wertung nach nebenstehender Gleichung:
(entsprechend der gelben Geraden R1 für Rosita im Wertungsdiagramm)

für BDT < PM:

W = BDT x VM / PM 

259 x 233,53/271,25 = 222,98 Punkte

Ist das Ergebnis besser, dann ist die Berechnung etwas komplizierter:
(entsprechend der blauen Geraden P2 für Peter W. im Wertungsdiagramm).

Damit hat Peter W. dieses Turnier gewonnen, obwohl er mit 253 und 250 Ringen weniger geschossen hat als Rosita mit 260 und 258 Ringen.
(Was unser "Jägermeister" Bill Davidson auch seinerzeit zu erklären versuchte)

für BDT > PM:

W = BDT x (300 - VM) / (300 - PM) + (300 x (VM - PM)) / (300 - PM) 

251,5 x (300 - 233,53)/(300 - 194) + (300 x (233,53 - 194) / (300 - 194) = 269,59 Punkte

Ergebnisse 2012

Platz

Name V1 V2 K1 K2 Persönlicher
Mittelwert PM
1 Peter Marquard 258 269 273 271 267,75
2 Susanne Bauer 252 271 260 272 263,75
3 Karl-Heinz Gutzeit 266 247 273 264 262,50
4 Johannes Teeken 256 243 248 225 243,00
5 Helmut Ganswindt 234 219 249 253 238,25
6 Peter Wegener 236 231 237 249 233,50
7 Andreas Pohl 223 219 250 220 228,00
8 Achim von Prittwitz 213 229 229 237 227,00
9 Heidi Ganswindt 233 210 222 237 225,50
10 Carsten Bauer 223 199 224 231 219,25
11 Heinrich Stahlbock 203 219 191 205 204,50
12 Dietrich Fürstenhagen 213 230 175 148 191,50
13 Hendrik Seide 181 190 167 194 183,00
14 Jan-Phillip Preuß 180 149 192 142 165,75
15 Laura Wagner 176 152 164,00
16 Henry Helmcke 168 151 161 161 160,25
17 Sören Haul 132 153 169 165 154,75
18 Felix Marquard 131 127 176 185 154,75
19 Stefanie Hoppe 100 145 101 150 124,00
20 David Wagner 111 92 101,50
21 Pierreluigi del Pizzo 114 72 93,00

Vereinsmittelwert VM

195,75
Wenn dies alles auf den ersten Blick etwas verwirrend erscheinen mag, zeigen doch die Erfahrungen der vergangenen Jahre, dass hierbei auch Mitglieder ein Erfolgserlebnis haben, bei denen die Wettkampfsaison nach der Kreismeisterschaft aufhört.

Nun darf gewettet werden, wer dieses 36. Bill-Davidson-Turnier 2012 gewinnt.

 

Turnierergebnisse

Leider gibt es ein paar Ausfälle. Von den 21 Ranglistenplacierten gehen 16 Teilnehmer in den Wettbewerb. Allerdings verschiebt sich der Vereinsmittelwert der teilnehmenden Wettbewerber dadurch nur geringfügig auf 195,766.

Beim Wetten werden insgesamt 57 Tipps abgegeben. Hiernach zählen Dietrich Fürstenhagen (RLP 12) und Henry Helmcke (RLP 16) mit 8 Tipps und der Ranglistenplatzerste Peter Marquard mit 7 Tipps zu den Favoriten. Während Dietrich seiner Rolle nach dem 1. Durchgang mit einer vielversprechenden Leistungssteigerung durchaus gerecht wird, drängen sich mit David Wagner und Carsten Bauer zwei Außenseiter (2 Tipps) mit an die Spitze. Auch Henry schafft mit seinen 178 Ringen noch eine aussichtsreiche Position, die aber noch von Felix Marquard übertroffen wird. Da reichen die guten 270 Ringe von Peter gerade mal noch zum 7. Platz. 
Doch der 2. Durchgang bringt noch einmal alles durcheinander. Während Carsten und Felix zurückfallen, kann sich Peter mit 275 Ringen und einem Kreisrekord von 545 Ringen in der Gesamtwertung um zwei Plätze verbessern. Gefolgt von Susanne Bauer, die es nach 264 Ringen mit einem Fehlschuss im 1. Durchgang und 271 Ringen im 2. Durchgang doch wieder auf einen weiteren Kreisrekord in der Gesamtwertung mit 535 Ringen schafft. Nun hat auch Andreas Pohl zu sich gefunden und schiebt sich mit einer Steigerung von 22 Ringen über Schnitt im 2. Durchgang auf Platz 4. Henry und David zeigen noch einmal eine Leistungsexplosion, können aber den von Anbeginn führenden Dietrich nicht mehr die Trophäe abjagen. Am Ende haben insgesamt 10 von 16 Teilnehmern den Vereinsmittelwert auf 201,719 steigern können. 

Sieger beim 36. Bill-Davidson-Cup 2011 wird

Dietrich Fürstenhagen
Ranglistenplatz 12
Auf den Sieger werden 8 Tipps abgegeben. Die Gewinnquote beträgt 7:1.

Mit einem Gesamtergebnis von
257 + 234 = 491 Ringe
steigert er sich um 54 Ringe pro Durchgang und erreicht in der BDT-Wertung  
W = 245,50 x (300 - 195,77) / (300 - 191,50) 
+ (300 x (195,77 - 191,50)) / (300 - 191,50) 
=
248 Punkte.

Wer möchte, kann das ruhig mal nachrechnen.

Die EJZ berichtet: "Pokal gefertigt und gewonnen"

NAME Ranglistenplatz

Pers. Mittelwert

BDT Mittelwert

BDT Wertung

Dietrich Fürstenhagen 12 191,50 245,50 247,64
David Wagner 20 101,50 173,50 233,57
Henry Helmcke 16 160,25 193,00 220,19
Andreas Pohl 7 228,00 239,00 211,69
Peter Marquard 1 267,25 272,50 211,12
Susanne Bauer 2 263,25 267,50 206,55
Carsten Bauer 10 219,25 227,00 205,77
Stefanie Hoppe 19 124,00 139,00 204,65
Felix Marquard 18 154,75 161,50 200,61
Jan-Phillip Preuß 14 165,75 169,50 198,68
Achim von Prittwitz 8 227,00 226,50 195,33
Karl-Heinz Gutzeit 3 262,50 256,50 191,29
Johannes Teeken 4 243,00 218,50 176,03
Sören Haul 17 154,75 138,50 175,21
Laura Wagner 15 164,00 138,50 165,33
Heinrich Stahlbock 11 204,50 161,00 154,12
 Vereinsmittelwerte  

195,77

201,72

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