27. Januar 2013
37. Bill-Davidson-Cup

Historischer Hintergrund

Nur einer kann Erster sein - andere müssen durch die Röhre schauen

Bill Davidson - ein Bogensportler der "British Rheinarmee Archery Association" - war von 1975 bis 1977 auch Mitglied im MTV Dannenberg. Nach manchem Turnier, das er mit uns besuchte, versuchte er anhand eines Tabellenbuches deutlich zu machen, dass er eigentlich Sieger sei, obwohl seine absoluten Ringzahlen dazu nicht ausreichten. Seine mühevollen Erläuterungen der britischen Handikap-Tabellen haben wir nie so exakt begreifen können, weil sein schottischer Slang nur wenig Ähnlichkeit mit dem hatte, von dem unsere Lehrer in der Schule immer behaupteten, es sei Englisch. Als uns Bill Davidson verließ, stiftete er uns eine Trophäe.

Seit 1977 wird jedes Jahr - eine Woche vor der Landesmeisterschaft Halle - ein vereinsinterner Wettbewerb durchgeführt, für den zur Erinnerung an Bill Davidson eine eigene Handikap-Regelung entwickelt wurde. Teilnehmen dürfen alle Vereinsmitglieder, die im Rahmen der Vereins- und Kreismeisterschaft jeweils zwei Durchgänge von 30 Pfeilen auf 18 Meter vorgelegt haben.

Einer angelsächsischen Leidenschaft folgend werden natürlich vor dem Turnier auch Wetten abgeschlossen. 

2012 wird die Trophäe abgelöst durch eine moderne Skulptur, die von Dietrich Fürstenhagen gestaltet und angefertigt wird. Das Original wird von Peter Marquard - Gewinner 2011 - noch einmal aufpoliert und wandert für manchen mit einer Träne im Knopfloch in die Vitrine im Dannenberger Schützenhaus. Platz für weitere Gravuren wäre auch noch gewesen. Doch mit dem Blick nach vorne gerichtet darf sich nun jeder auf viele weitere Handikap-Turniere um den neuen Bill-Davidson-Cup freuen.

Das Neue fördern und das Alte bewahren.

Dietrich Fürstenhagen überarbeitet die Trophäe noch einmal und verleiht ihr ein etwas dezenteres Aussehen. Die Originale müssen zwischengelagert werden, da das Dannenberger Schützenhaus nicht mehr zur Verfügung steht.

Mathematische Grundlage

Auf der Basis der Vereins- und Kreismeisterschaftsergebnisse wird für jeden Teilnehmer der persönlicher Mittelwert (PM) ermittelt. Aus den Mittelwerten aller Teilnehmer wird auch der Vereinsmittelwert (VM) errechnet. Hieran kann man schon mal ganz gut erkennen, wie gut oder schlecht der ganze Verein im Vergleich zu den Vorjahren geworden ist. Werden die persönlichen Mittelwerte in einer Vereinsrangliste sortiert, erkennt jeder Teilnehmer, an welcher Stelle er über oder unter dem Durchschnitt steht. Dabei bleiben die sonst üblichen Klasseneinteilungen nach Alter, Geschlecht und Ausrüstung unberücksichtigt. 

Ergebnisse aus 2007 (Beispiel)

Platz

Name V1 V2 K1 K2 Persönlicher
Mittelwert PM
1 Rosita Zuther 265 279 270 271 271,25
4 Jan Wegener 258 252 268 266 261,00
5 Peter Marquard 258 264 241 266 257,25
6 Dietrich Fürstenhagen 245 182 251 265 235,75
7 Helmut Ganswindt 225 249 216 238 232,00
8 Andreas Pohl 229 212 211 251 225,75
9 Heidi Ganswindt 229 245 221 174 217,25
11 Heinrich Stahlbock 210 201 209 210 207,50
12 Peter Wegener 213 177 190 196 194,00

Vereinsmittelwert VM

233,53
Bei diesem Turnier geht es darum, seinen persönlichen Mittelwert so weit wie möglich zu übertreffen. Da sich nun aber Teilnehmer an der Spitze der Rangliste weniger bis zur maximal möglichen Ringzahl steigern können als Teilnehmer mit niedrigerem Mittelwert, darf die Steigerung nicht absolut gewertet werden. Die Auswertung soll ja bewirken, dass alle Teilnehmer gleichwertige Chancen auf den Sieg haben. Und da wird es mathematisch. Zunächst werden die Nichtteilnehmer aus der Rangliste gestrichen und der Vereinsdurchschnitt neu ermittelt Die Zusammenhänge werden im Wertungsdiagramm für Peter und Rosita grafisch dargestellt.
In Querrichtung (Abszisse oder x-Achse) ist das Turnierergebnis BDT von 0 bis 300 aufgetragen, nach oben (Ordinate oder y-Achse) die Wertung W von 0 bis 300. Auf der Höhe des Vereinsmittelwertes VM = 233,53 sind als Beispiel die persönlichen Mittelwerte von Peter W. und Rosita als Schnittpunkte zweier Geraden eingezeichnet, d.h. wenn beide bei diesem Turnier ihren persönlichen Mittelwert erreichen, erhalten sie als Wertung den Vereinsmittelwert von 233.53 Punkte. Das gilt auch für alle übrigen Teilnehmer , deren Geraden zwischen diesen beiden liegen, aber hier nicht eingezeichnet sind.
Ist das Ergebnis im Turnier schlechter als der persönliche Mittelwert, dann errechnet sich die Wertung nach nebenstehender Gleichung:
(entsprechend der gelben Geraden R1 für Rosita im Wertungsdiagramm)

für BDT < PM:

W = BDT x VM / PM 

259 x 233,53/271,25 = 222,98 Punkte

Ist das Ergebnis besser, dann ist die Berechnung etwas komplizierter:
(entsprechend der blauen Geraden P2 für Peter W. im Wertungsdiagramm).

Damit hat Peter W. dieses Turnier gewonnen, obwohl er mit 253 und 250 Ringen weniger geschossen hat als Rosita mit 260 und 258 Ringen.
(Was unser "Jägermeister" Bill Davidson auch seinerzeit zu erklären versuchte)

für BDT > PM:

W = BDT x (300 - VM) / (300 - PM) + (300 x (VM - PM)) / (300 - PM) 

251,5 x (300 - 233,53)/(300 - 194) + (300 x (233,53 - 194) / (300 - 194) = 269,59 Punkte

Wenn dies alles auf den ersten Blick etwas verwirrend erscheinen mag, zeigen doch die Erfahrungen der vergangenen Jahre, dass hierbei auch Mitglieder ein Erfolgserlebnis haben, bei denen die Wettkampfsaison nach der Kreismeisterschaft aufhört.

Turnierergebnisse 2013

Leider gibt es ein paar Ausfälle. Von den 19 Ranglistenplacierten gehen 16 Teilnehmer in den Wettbewerb. Allerdings verschiebt sich dadurch der Vereinsmittelwert der teilnehmenden Wettbewerber nur geringfügig von 206,96 auf 209,385.

Nun darf gewettet werden, wer dieses 37. Bill-Davidson-Turnier 2013 gewinnt.

Beim Wetten werden insgesamt 60 Tipps abgegeben. Hiernach zählen Peter Marquard (RLP 2) und Peter Wegener (RLP 14) mit 8 Tipps und der Ranglistenplatzneunte Karl-Heinz Gutzeit mit 7 Tipps zu den Favoriten. Während Peter Wegener seiner Rolle nach dem 1. Durchgang mit einer vielversprechenden Leistungssteigerung durchaus gerecht wird, drängen sich Karl-Heinz Gutzeit und Newcomer Felix Gansebohm (RLP 18) als Außenseiter (2 Tipps) an die Spitze. Danach folgen der mitfavorisierte Peter Marquard und die beiden Jugendlichen David Wagner und Sören Haul. Doch wo bleiben die Teilnehmer, die sich für die bevorstehende Landesverbandsmeisterschaft qualifiziert haben? Susanne Bauer schießt zwar mit 265 Ringen das beste Ergebnis dieser 1. Runde, bleibt damit aber 4,25 Ringe unter ihrem persönlichen Mittelwert. Bei Jan-Phillip Preuß fehlen 23 Ringe bis zum Schnitt und beim Debütanten Felix Marquard gar 40,25 Ringe. Achim von Prittwitz ist bei diesem Testturnier nicht angetreten.
Doch der 2. Durchgang bringt noch einmal einiges durcheinander. Die Fans von Peter Wegener und Karl-Heinz Gutzeit bangen. Beide können ihre Spitzenleistung vom 1. Durchgang nicht länger durchhalten und fallen ab. So auch David Wagner. Peter Marquard zieht in dieser Runde sein konstant gutes Ergebnis von 264 Ringen durch und erreicht am Ende mit seiner Jahresbestleistung von 528 Ringen das höchste Turnierergebnis mit 4 Ringen Vorsprung vor Susanne Bauer. Felix Marquard und Jan-Phillip Preuß können sich wieder einigermaßen fangen, aber nicht mehr wesentlich in das Wettkampfgeschehen eingreifen. Hier zeigen Sören Haul und Heidi Ganswindt noch Steigerungspotential. Doch Newcomer Felix Gansebohm kämpft sich noch einmal mit einer wahren Leistungsexplosion bedrohlich an den Spitzenplatz heran. Am Ende haben insgesamt 7 von 16 Teilnehmern den Vereinsmittelwert auf 209,385 steigern können. 

Zwei bemerkenswerte Ergebnisse, die das Wertungssystem etwas deutlich werden lassen:

  1. Felix Gansebohm und Sören Haul treffen in diesem Turnier beide im Mittel 188 Ringe. Weil jedoch der persönliche Mittelwert von Felix niedriger ist als von Sören, bekommt er in der Wertung die entsprechend höhere Punktzahl.

  2. Helmut Ganswindt erzielt in allen Wettbewerben im Mittel 239,5 Ringe, so auch in diesem Turnier. Da er sich weder gesteigert noch verschlechtert hat, bekommt er in der BDT-Wertung nach beiden Formeln eine Punktzahl von 209,39. Das entspricht dem Vereinsmittelwert aller Teilnehmer.

"Guter Durchschnitt - würde ich sagen!"

Sieger beim 37. Bill-Davidson-Cup 2013 wird

Peter Wegener
Ranglistenplatz 14
Auf den Sieger werden 8 Tipps abgegeben. Die Gewinnquote beträgt 7:1.

Mit einem Gesamtergebnis von
240 + 227 = 467 Ringe
steigert er sich um 35,75 Ringe pro Durchgang und erreicht in der BDT-Wertung  
W = 236,50 x (300 - 209,385) / (300 - 197,75) 
+ (300 x (209,385 - 197,75)) / (300 - 197,75) 
=
241 Punkte.

Wer möchte, kann das ruhig mal nachrechnen.

NAME Ranglistenplatz

Pers. Mittelwert

BDT
1. Runde
BDT
2. Runde

BDT Mittelwert

BDT Wertung

Peter Wegener 14 197,75 240 227 233,50 241,07
Felix Gansebohm 18 128,50 175 201 188,00 240,82
Peter Marquard 2 254,67 264 264 264,00 228,04
Sören Haul 16 159,25 185 191 188,00 227,89
Heidi Ganswindt 15 187,00 193 215 204,00 223,02
Karl-Heinz Gutzeit 9 221,00 249 216 232,50 222,58
David Wagner 19 98,00 140 103 121,50 219,93
Helmut Ganswindt 6 239,50 241 238 239,50 209,39
Dietrich Fürstenhagen 7 238,50 242 232 237,00 208,07
Johannes Teeken 3 249,25 247 241 244,00 204,98
Jan-Phillip Preuß 8 233,00 210 245 227,50 204,44
Susanne Bauer 1 269,25 265 259 262,00 203,75
Henry Helmcke 13 202,00 191 202 196,50 203,68
Carsten Bauer 10 219,75 221 203 212,00 202,00
Andreas Pohl 4 246,50 244 212 228,00 193,67
Felix Marquard 11 206,25 166 197 181,50 184,26
 Vereinsmittelwerte  

209,39

216,22

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