22. Januar 2017
41. Bill-Davidson-Cup

Historischer Hintergrund

Nur einer kann Erster sein - andere müssen durch die Röhre schauen

Bill Davidson - ein Bogensportler der "British Rheinarmee Archery Association" - war von 1975 bis 1977 auch Mitglied im MTV Dannenberg. Nach manchem Turnier, das er mit uns besuchte, versuchte er anhand eines Tabellenbuches deutlich zu machen, dass er eigentlich Sieger sei, obwohl seine absoluten Ringzahlen dazu nicht ausreichten. Seine mühevollen Erläuterungen der britischen Handikap-Tabellen haben wir nie so exakt begreifen können, weil sein schottischer Slang nur wenig Ähnlichkeit mit dem hatte, von dem unsere Lehrer in der Schule immer behaupteten, es sei Englisch. Als uns Bill Davidson verließ, stiftete er uns eine Trophäe.

Seit 1977 wird jedes Jahr - eine Woche vor der Landesmeisterschaft Halle - ein vereinsinterner Wettbewerb durchgeführt, für den zur Erinnerung an Bill Davidson eine eigene Handikap-Regelung entwickelt wurde. Teilnehmen dürfen alle Vereinsmitglieder, die im Rahmen der Vereins- und Kreismeisterschaft jeweils zwei Durchgänge von 30 Pfeilen auf 18 Meter vorgelegt haben.

Einer angelsächsischen Leidenschaft folgend werden natürlich vor dem Turnier auch Wetten abgeschlossen. 

2012 wird die Trophäe abgelöst durch eine moderne Skulptur, die von Dietrich Fürstenhagen gestaltet und angefertigt wird. Das Original wird von Peter Marquard - Gewinner 2011 - noch einmal aufpoliert und wandert für manchen mit einer Träne im Knopfloch in die Vitrine im Dannenberger Schützenhaus. Platz für weitere Gravuren wäre auch noch gewesen. Doch mit dem Blick nach vorne gerichtet darf sich nun jeder auf viele weitere Handikap-Turniere um den neuen Bill-Davidson-Cup freuen.

Das Neue fördern und das Alte bewahren.

Dietrich Fürstenhagen überarbeitet die Trophäe noch einmal und verleiht ihr ein etwas dezenteres Aussehen. Das Original steht im Bogenhaus auf der MTV-Bogensportanlage, da das Dannenberger Schützenhaus und die Vitrine nicht mehr zur Verfügung stehen.

Mathematische Grundlage

Auf der Basis der Vereins- und Kreismeisterschaftsergebnisse wird für jeden Teilnehmer der persönlicher Mittelwert (PM) ermittelt. Aus den Mittelwerten aller Teilnehmer wird auch der Vereinsmittelwert (VM) errechnet. Hieran kann man schon mal ganz gut erkennen, wie gut oder schlecht der ganze Verein im Vergleich zu den Vorjahren geworden ist. Werden die persönlichen Mittelwerte in einer Vereinsrangliste sortiert, erkennt jeder Teilnehmer, an welcher Stelle er über oder unter dem Durchschnitt steht. Dabei bleiben die sonst üblichen Klasseneinteilungen nach Alter, Geschlecht und Ausrüstung unberücksichtigt. 

Ergebnisse aus 2007 (Beispiel)

Platz

Name V1 V2 K1 K2 Persönlicher
Mittelwert PM
1 Rosita Zuther 265 279 270 271 271,25
4 Jan Wegener 258 252 268 266 261,00
5 Peter Marquard 258 264 241 266 257,25
6 Dietrich Fürstenhagen 245 182 251 265 235,75
7 Helmut Ganswindt 225 249 216 238 232,00
8 Andreas Pohl 229 212 211 251 225,75
9 Heidi Ganswindt 229 245 221 174 217,25
11 Heinrich Stahlbock 210 201 209 210 207,50
12 Peter Wegener 213 177 190 196 194,00

Vereinsmittelwert VM

233,53
Bei diesem Turnier geht es darum, seinen persönlichen Mittelwert so weit wie möglich zu übertreffen. Da sich nun aber Teilnehmer an der Spitze der Rangliste weniger bis zur maximal möglichen Ringzahl steigern können als Teilnehmer mit niedrigerem Mittelwert, darf die Steigerung nicht absolut gewertet werden. Die Auswertung soll ja bewirken, dass alle Teilnehmer gleichwertige Chancen auf den Sieg haben. Und da wird es mathematisch. Zunächst werden die Nichtteilnehmer aus der Rangliste gestrichen und der Vereinsdurchschnitt neu ermittelt Die Zusammenhänge werden im Wertungsdiagramm für Peter und Rosita grafisch dargestellt.
In Querrichtung (Abszisse oder x-Achse) ist das Turnierergebnis BDT von 0 bis 300 aufgetragen, nach oben (Ordinate oder y-Achse) die Wertung W von 0 bis 300. Auf der Höhe des Vereinsmittelwertes VM = 233,53 sind als Beispiel die persönlichen Mittelwerte von Peter W. und Rosita als Schnittpunkte zweier Geraden eingezeichnet, d.h. wenn beide bei diesem Turnier ihren persönlichen Mittelwert erreichen, erhalten sie als Wertung den Vereinsmittelwert von 233.53 Punkte. Das gilt auch für alle übrigen Teilnehmer, deren Geraden zwischen diesen beiden liegen, aber hier nicht eingezeichnet sind.
Ist das Ergebnis im Turnier schlechter als der persönliche Mittelwert, dann errechnet sich die Wertung nach nebenstehender Gleichung:
(entsprechend der gelben Geraden R1 für Rosita im Wertungsdiagramm)

für BDT < PM:

W = BDT x VM / PM 

259 x 233,53/271,25 = 222,98 Punkte

Ist das Ergebnis besser, dann ist die Berechnung etwas komplizierter:
(entsprechend der blauen Geraden P2 für Peter W. im Wertungsdiagramm).

Damit hat Peter W. dieses Turnier gewonnen, obwohl er mit 253 und 250 Ringen weniger geschossen hat als Rosita mit 260 und 258 Ringen.
(Was unser "Jägermeister" Bill Davidson auch seinerzeit zu erklären versuchte)

für BDT > PM:

W = BDT x (300 - VM) / (300 - PM) + (300 x (VM - PM)) / (300 - PM) 

251,5 x (300 - 233,53)/(300 - 194) + (300 x (233,53 - 194) / (300 - 194) = 269,59 Punkte

Wenn dies alles auf den ersten Blick auch etwas verwirrend erscheinen mag, so zeigt doch die Vergangenheit, dass hierbei auch Mitglieder ein Erfolgserlebnis haben können, bei denen die Wettkampfsaison eigentlich nach der Kreismeisterschaft aufhört.

(Historisches und mathematische Erläuterungen v. H. Ganswindt)

Turnierergebnisse BDT-2017:

16 MTV- Bogensportler haben durch ihre Teilnahme an VM oder KM die Voraussetzung für die Teilnahme am Bill-Davidson-Cup 2017 erfüllt. 12 treten schließlich am 22. Januar im Kampf um die Trophäe und den Wetteinsatz in Höhe von 66 € an.
Im ersten Durchgang starten besonders Neuling Lars Thiele und Carsten Bauer furios und überbieten ihren persönlichen Mittelwert (PM) um 53 (Lars) bzw. 26 Ringe (Carsten). Aber auch Peter Wegener und Susanne Bauer sind mit ihren Verbesserungen von 18 bzw. 12 Ringen, weil auf höherem Niveau, noch gut dabei. Die anderen 8 Teilnehmer kommen in Durchgang 1 nicht an ihren PM und müssen also in Runde 2 noch ordentlich was drauflegen, um in den Kanpf um den Turniersieg einzugreifen. Aber das sei vorweg genommen, es gelingt keinem.
Aber auch das Führungsquartett kann sein Niveau nicht halten und schießt mit den zweiten 30 Pfeilen durchweg schlechter als in Runde 1. Allerdings bleiben Carsten und Lars über ihrem PM, während Peter W. und Susanne um einige Ringe darunter bleiben. Also entscheidet es sich zwischen Newcomer Lars und Carsten. Letztlich gibt die größere Konstanz den Ausschlag zu Gunsten von Carsten. Während er nur 9 Ringe gegenüber dem ersten Durchlauf einbüsst, verschlechtert sich Lars um 36 Ringe.

Damit heißt der Sieger beim 41. Bill-Davidson-Cup:

 

 Carsten Bauer
von Ranglistenplatz 9
Auf den Sieger wurden 2 Tipps abgegeben. Die Gewinnquote betrug 33:1

Mit einem Gesamtergebnis von
233 + 224 = 457 Ringe
steigerte er sich um 21,5 Ringe pro Durchgang und erreichte in der BDT-Wertung  
W = 228,5 x (300 - 221,271) / (300 - 207,00) 
+ (300 x (221,271 - 207,00)) / (300 - 207,00) 
=
239,4717 Punkte.

Wer möchte, kann das ruhig mal nachrechnen.

 

Pfeil

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Pl. RPL Name

Pers. MW

BDT
1. Runde
BDT
2. Runde

BDT Summe

BDT Mittelwert

BDT Wertung

1 9 Carsten Bauer 207,00 233 224 457 228,5 239,4717
2 12 Lars Thiele 128,00 181 145 326 163,0 237,2913
3 6 Peter Wegener 246,00 264 243 507 253,5 232,2054
4 3 Susanne Bauer 255,00 267 250 517 258,5 227,3942
5 2 Andreas Pohl 259,00 258 255 513 256,5 219,1350
6 1 Peter Marquard 266,75 262 266 528 264,0 218,9897
7 7 Julius Marquard 226,50 223 224 447 223,5 218,3401
8 11 Christine Loga 161,75 135 179 314 157,0 214,7729
9 5 Felix Gansebohm 248,50 249 227 476 238,0 211,9214
10 10 Heinrich Stahlbock 185,75 181 169 350 175,0 208,4651
11 8 Sören Haul 220,50 210 191 401 200,5 201,2009
12 4 Dietr. Fürstenhagen 250,50 233 215 448 224 197,8629
               
  Vereinsmittelwerte: 221,271       220,167