21. Januar 2018
42. Bill-Davidson-Cup

Historischer Hintergrund

Nur einer kann Erster sein - andere müssen durch die Röhre schauen

Bill Davidson - ein Bogensportler der "British Rheinarmee Archery Association" - war von 1975 bis 1977 auch Mitglied im MTV Dannenberg. Nach manchem Turnier, das er mit uns besuchte, versuchte er anhand eines Tabellenbuches deutlich zu machen, dass er eigentlich Sieger sei, obwohl seine absoluten Ringzahlen dazu nicht ausreichten. Seine mühevollen Erläuterungen der britischen Handikap-Tabellen haben wir nie so exakt begreifen können, weil sein schottischer Slang nur wenig Ähnlichkeit mit dem hatte, von dem unsere Lehrer in der Schule immer behaupteten, es sei Englisch. Als uns Bill Davidson verließ, stiftete er uns eine Trophäe.

Seit 1977 wird jedes Jahr - eine Woche vor der Landesmeisterschaft Halle - ein vereinsinterner Wettbewerb durchgeführt, für den zur Erinnerung an Bill Davidson eine eigene Handikap-Regelung entwickelt wurde. Teilnehmen dürfen alle Vereinsmitglieder, die im Rahmen der Vereins- und Kreismeisterschaft jeweils zwei Durchgänge von 30 Pfeilen auf 18 Meter vorgelegt haben.

Einer angelsächsischen Leidenschaft folgend werden natürlich vor dem Turnier auch Wetten abgeschlossen. 

2012 wird die Trophäe abgelöst durch eine moderne Skulptur, die von Dietrich Fürstenhagen gestaltet und angefertigt wird. Das Original wird von Peter Marquard - Gewinner 2011 - noch einmal aufpoliert und wandert für manchen mit einer Träne im Knopfloch in die Vitrine im Dannenberger Schützenhaus. Platz für weitere Gravuren wäre auch noch gewesen. Doch mit dem Blick nach vorne gerichtet darf sich nun jeder auf viele weitere Handikap-Turniere um den neuen Bill-Davidson-Cup freuen.

Das Neue fördern und das Alte bewahren.

Dietrich Fürstenhagen überarbeitet die Trophäe noch einmal und verleiht ihr ein etwas dezenteres Aussehen. Das Original steht im Bogenhaus auf der MTV-Bogensportanlage, da das Dannenberger Schützenhaus und die Vitrine nicht mehr zur Verfügung stehen.

Mathematische Grundlage

Auf der Basis der Vereins- und Kreismeisterschaftsergebnisse wird für jeden Teilnehmer der persönlicher Mittelwert (PM) ermittelt. Aus den Mittelwerten aller Teilnehmer wird auch der Vereinsmittelwert (VM) errechnet. Hieran kann man schon mal ganz gut erkennen, wie gut oder schlecht der ganze Verein im Vergleich zu den Vorjahren geworden ist. Werden die persönlichen Mittelwerte in einer Vereinsrangliste sortiert, erkennt jeder Teilnehmer, an welcher Stelle er über oder unter dem Durchschnitt steht. Dabei bleiben die sonst üblichen Klasseneinteilungen nach Alter, Geschlecht und Ausrüstung unberücksichtigt. 

Ergebnisse aus 2007 (Beispiel)

Platz

Name V1 V2 K1 K2 Persönlicher
Mittelwert PM
1 Rosita Zuther 265 279 270 271 271,25
4 Jan Wegener 258 252 268 266 261,00
5 Peter Marquard 258 264 241 266 257,25
6 Dietrich Fürstenhagen 245 182 251 265 235,75
7 Helmut Ganswindt 225 249 216 238 232,00
8 Andreas Pohl 229 212 211 251 225,75
9 Heidi Ganswindt 229 245 221 174 217,25
11 Heinrich Stahlbock 210 201 209 210 207,50
12 Peter Wegener 213 177 190 196 194,00

Vereinsmittelwert VM

233,53
Bei diesem Turnier geht es darum, seinen persönlichen Mittelwert so weit wie möglich zu übertreffen. Da sich nun aber Teilnehmer an der Spitze der Rangliste weniger bis zur maximal möglichen Ringzahl steigern können als Teilnehmer mit niedrigerem Mittelwert, darf die Steigerung nicht absolut gewertet werden. Die Auswertung soll ja bewirken, dass alle Teilnehmer gleichwertige Chancen auf den Sieg haben. Und da wird es mathematisch. Zunächst werden die Nichtteilnehmer aus der Rangliste gestrichen und der Vereinsdurchschnitt neu ermittelt Die Zusammenhänge werden im Wertungsdiagramm für Peter und Rosita grafisch dargestellt.
In Querrichtung (Abszisse oder x-Achse) ist das Turnierergebnis BDT von 0 bis 300 aufgetragen, nach oben (Ordinate oder y-Achse) die Wertung W von 0 bis 300. Auf der Höhe des Vereinsmittelwertes VM = 233,53 sind als Beispiel die persönlichen Mittelwerte von Peter W. und Rosita als Schnittpunkte zweier Geraden eingezeichnet, d.h. wenn beide bei diesem Turnier ihren persönlichen Mittelwert erreichen, erhalten sie als Wertung den Vereinsmittelwert von 233.53 Punkte. Das gilt auch für alle übrigen Teilnehmer, deren Geraden zwischen diesen beiden liegen, aber hier nicht eingezeichnet sind.
Ist das Ergebnis im Turnier schlechter als der persönliche Mittelwert, dann errechnet sich die Wertung nach nebenstehender Gleichung:
(entsprechend der gelben Geraden R1 für Rosita im Wertungsdiagramm)

für BDT < PM:

W = BDT x VM / PM 

259 x 233,53/271,25 = 222,98 Punkte

Ist das Ergebnis besser, dann ist die Berechnung etwas komplizierter:
(entsprechend der blauen Geraden P2 für Peter W. im Wertungsdiagramm).

Damit hat Peter W. dieses Turnier gewonnen, obwohl er mit 253 und 250 Ringen weniger geschossen hat als Rosita mit 260 und 258 Ringen.
(Was unser "Jägermeister" Bill Davidson auch seinerzeit zu erklären versuchte)

für BDT > PM:

W = BDT x (300 - VM) / (300 - PM) + (300 x (VM - PM)) / (300 - PM) 

251,5 x (300 - 233,53)/(300 - 194) + (300 x (233,53 - 194) / (300 - 194) = 269,59 Punkte

Wenn dies alles auf den ersten Blick auch etwas verwirrend erscheinen mag, so zeigt doch die Vergangenheit, dass hierbei auch Mitglieder ein Erfolgserlebnis haben können, bei denen die Wettkampfsaison eigentlich nach der Kreismeisterschaft aufhört.

(Historisches und mathematische Erläuterungen v. H. Ganswindt)

Turnierergebnisse BDT-2018:

12 MTV- Bogensportler hatten durch ihre Teilnahme an VM oder KM die Voraussetzung für die Teilnahme am Bill-Davidson-Cup 2018 erfüllt. 10 treten schließlich am 21. Januar im Kampf um die Trophäe und den Wetteinsatz in Höhe von 60 € an.
Das BDT findet traditionell eine Woche vor der NSSV-Landesmeisterschaft statt, und dient damit auch immer als willkommene Generalprobe für die LM-Teilnehmer. Davon haben wir in diesem Jahr leider nur eine, nämlich Susanne. Aber die legt in Runde 1 auch gleich los, als gehe es um Landesmeisterehren. Starke 268 Ringe kann sie sich für die ersten 30 Pfeile anrechnen lassen. Bei ihrem persönlichen Mittelwert (PM) von "nur" 247 Ringen ist das schon mal eine satte Steigerung. Da kann nur Peter W. mit 260 Ringen dagegenhalten, der mit einem PM von 237 Ringen in das Turnier gestartet ist, somit eine ähnliche Steigerung aufweisen kann. Das verspricht Spannung. Gegenüber ihrem PM können sich in Durchgang 1 außerdem noch Carsten (217:211,75) und Andreas (247:245,25) verbessern. In Runde 2 läuft es dann bei Favoritin Susanne nicht mehr so toll, aber sie bleibt mit 251 Ringen immer noch über ihrem Ausgangswert. Aber was machen ihre Kontrahenten? Peter W. fällt ebenfalls ab und kommt nur noch auf 227 Ringe. Aber das reicht, um seinen PM auf 243,5 Ringe zu verbessern. Nach Anwendung der BD-Formel kommt er auf einen BDTW von 228,658 und erringt damit den 3. Platz. Eine deutliche Steigerung in Durchgang 2 gelingt Carsten mit 235 Ringen. Dadurch verbessert er seinen Mittelwert um 14,25 Punkte. Als BDTW stehen für ihn am Ende 233,295 Punkte, womit er sich an Peter vorbei auf Platz 2 schiebt. Aber an Susanne kommt letztlich niemand mehr heran. Sie gewinnt das BDT 2018 mit einem BDTW von 239,212 Punkten. Herzlichen Glückwunsch der Siegerin des 42. Bill-Davidson-Cup!

Und jetzt noch ein wenig Statistik: Die höchste Steigerung in absoluten Ringzahlen im Verhältnis zum PM erreicht Helmut in Durchgang 2 mit 25 Ringen (PM104:129R.). Eine Steigerung in beiden Durchgängen gegenüber dem PM schaffen nur drei Teilnehmer, nämlich Susanne, Carsten und Andreas. Eine finale Verbesserung des PM gelingt 5 Teilnehmern, und zwar Susanne, Carsten, Peter W., Andreas und Helmut.

 

 Susanne Bauer
von Ranglistenplatz 2
Auf die Siegerin wurden 8 Tipps abgegeben. Die Gewinnquote betrug 7:1

Mit einem Gesamtergebnis von
268 + 251 = 519 Ringe
steigerte sie sich um 12,5 Ringe pro Durchgang und erreichte in der BDT-Wertung  
W = 259,5 x (300 - 220,450) / (300 - 247,00) 
+ (300 x (220,450 - 247,00)) / (300 - 247,00) 
=
239,212 Punkte.

Wer möchte, kann das ruhig mal nachrechnen.

 

Pfeil

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Pl. RPL Name

Pers. MW

BDT
1. Runde
BDT
2. Runde

BDT Summe

BDT Mittelwert

BDT Wertung

1 2 Susanne Bauer 247,00 269 251 519 259,5 239,212
2 8 Carsten Bauer 211,75 217 235 452 226,0 233,295
3 7 Peter Wegener 237,00 260 227 487 243,5 228,658
4 4 Andreas Pohl 245,25 247 253 500 250,0 227,352
5 11 Helmut Ganswindt 104,00 101 129 230 115,0 224,915
6 1 Johannes Teeken 263,50 261 265 526 263,0 220,032
7 9 Christine Loga 206,00 204 201 405 202,5 216,704
8 6 Dietrich Fürstenhagen 242,50 218 225 443 221,5 201,359
9 3 Julius Marquard 246,00 213 229 442 221,0 198,047
10 10 Egon Rehbein 201,50 164 164 328 164,0 179,423
               
  Vereinsmittelwerte: 220,450       216,600